Personen und Forschergruppen


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Leonardo da Vinci (1452-1519)
Künstler und Gelehrter von universellem Rang. In seinem umfassenden Nachlass finden sich hervorragende Beobachtungen  von Strömungen allgemein (Wirbel) und Skizzen des Vogelflugs im besonderen. Er hat zahlreiche Studien zu Flugmaschinen angefertigt. Seine Flugversuche am Monte Ceceri oberhalb der Stadt Florenz sind zwar beschrieben, aber durch eindeutige Quellen nicht belegt.
Lit.: Siehe obigen Link, dessen Suchpfad einen umfassenden Überblick gibt.

Anmerkung. Sein wichtigstes Werk im Hinblick auf den Vogelflug, der Codex "Sul volo degli uccelli", ist über Jahrhunderte verschollen gewesen. Der Codex befindet sich erst seit Ende des 19. Jahrhunderts an seinem heutigen Standort, der Biblioteca Reale di Torino. Deutsch/italienische Gesamtausgabe von Marianne Schneider im Verlag Schirmer/Mosel, München 2000.

Sir George Cayley (1773-1857)
Wohlhabender englischer Adeliger, der mit seinen finanziellen Möglichkeiten sein Leben der Wissenschaft und insbesondere der Aeronautik widmete. Er gilt als der Initiator des ersten Flugs eines durch dynamischen Auftrieb gehaltenen Fluggeräts, das einen Menschen an Bord hatte (1853, ca. 130 m).
Lit.: On Aerial Navigation Part I, II, III, Nicholson's Journal, Nov. 1809, Feb. 1810, March 1810. Part I - Part II - Part III

Étienne-Jules Marey (1830-1904)
Französischer Physiologe in Paris. Entwickelte die Chronophotographie für bewegte Vorgänge und untersuchte vor allem auch den Vogelflug.
Lit.: Le Vol des Oiseaux, Éd. G. Masson, Paris 1890.

Alexandre Gustave Eiffel (1832-1923)
Ingenieur und Baumeister, späterhin auch bedeutender Forscher auf dem Gebiet der Aerodynamik. Entwickelte den offenen Windkanal, in dem der Wind nicht in einem Kreislauf geführt wird. Damit untersuchte er am Modell die aerodynamischen Eigenschaften von zahlreichen zu seiner Zeit bekannten Flugzeugen. Sein Kanal Chambre EIFFEL ist noch vorhanden und wird von einer französischen Forschungsfirma betrieben.
Lit.: Nouvelles Recherches sur la Résistance de l'Air et l'Aviation, Librairie Aeronautique E. Chiron, Editeur, Paris 1919.

Otto Lilienthal (1848-1896)
Luftfahrtpionier und "Großmeister der Fliegekunst". Baute Gleitflieger und unternahm damit die ersten systematischen Gleitflüge.
Lit.: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegkunst, Gärtner Verlag, Berlin 1889. Nachdrucke zu beziehen über das Otto-Lilienthal-Museum, Anklam.

The Flying Man Markus Raffel, Bernd Lukasch, Springer Verlag 2023 (Deutsche Ausgabe).

The Flying Man Markus Raffel, Bernd Lukasch, Springer Verlag 2022 (English edition)

Erste umfassende Biografie über Otto Lilienthal in englischer Sprache. Umfangreicher Anhang mit einer Liste von Lilienthals Fluggeräten (1), seinen Lebensdaten (2) und den Berichten (3 - 5) über den 1:1 Nachbau und Test des Gleiters von 1893, seines Doppeldeckers und des Gleiters von 1895. Neben Flugversuchen im Freien auch Tests des sogenannten Normalsegelapparats im Deutsch-Niederländischen Windkanal DNW. Es gibt einen Film (26 min) über das Projekt des DLR: Otto Lilienthal: "FIRST IN FLIGHT" - 7 Sekunden für die Ewigkeit vom Filmhaus Berlin.

Film in deutscher Sprache

 Film in englischer Synchronisation 

Orville Wright (1871-1948) und Wilbur Wright (1867-1912)
Die Brüder Wright haben die ersten systematischen Flüge mit einem Motorflugzeug unternommen. Der erste Flug gelang ihnen am 17. Dezember 1903 (etwa 12 Sekunden und 30 Meter). In der Folgezeit wurden die Flüge von zunächst wenigen Sekunden immer weiter ausgedehnt. In den Jahren zuvor hatten sie ausgedehnte Versuche mit ihrem Doppeldecker gemacht, in den schließlich der Motor eingebaut wurde. Dies ist vielfach dokumentiert und belegt.
So wie auch Lilienthal nicht als erster Mensch vom Erdboden abgehoben hat, haben die Brüder Wright vermutlich nicht den ersten motorisierten Flug durchgeführt. Von Gustav Weißkopf wird gesagt, dass ihm dies bereits am 14. August 1901 gelang. Die Faktenlage ist umstritten, aber der Nachbau seiner Maschine belegt, dass er geflogen sein könnte. 

Gustave Whitehead (1874-1927)
Ergänzung 2013. Die Faktenlage hat sich bedeutend verändert. In dem angesehenen Handbuch der Luftfahrt "Jane's All the World's Aircraft" spricht der Editor-in-Chief, Paul Jackson, nach gründlicher Prüfung in seiner Ausgabe 2013-2014 nunmehr Gustav Weißkopf alias Gustave Whitehead die Priorität des ersten Motorflugs zu. Das Ergebnis dieser Prüfung ist festgehalten in einer ausführlichen Würdigung der Beweislage im "Executive Overview", auf den Seiten 8 bis 12. Der Text von Paul Jackson in seinem  Executive Overview ist im Internet verfügbar.

Der Flug hat am 14. August 1901 in der Nähe von Bridgeport (Connecticut, USA) stattgefunden. Der Luftfahrthistoriker John Brown hat dazu umfassende Belege und Zeugnisse von Zeitzeugen zusammengetragen (siehe Link zu Whitehead). Durch die Digitalisierung des nahezu gesamten Bestandes an Zeitungen und Zeitschriften der U.S.A. durch die Firma Google sind historische Dokumente allgemein zugänglich geworden, durch die u.a. der Nachweis geführt werden konnte. Dazu zählt auch der erste und entscheidende Bericht in der Sonntagszeitung Bridgeport Herald über den Flug am darauf folgenden Sonntag, dem 18. August 1901: Bridgeport Herald Aug. 18, 1901. Der Bericht des Reporters steht auf Seite 5. Nach diesem Bericht sind in der Folge zahlreiche weitere Berichte erschienen.
Lit.: Susan Brinchman, Gustave Whitehead: "First in Flight", Apex Educational Media; Auflage: 1 (28. Mai 2015). Bezugsquelle in Europa: Amazon. Umfangreiche und neueste Quellen dokumentierende Darstellung mit kritischer Bewertung der Faktenlage.

Ludwig Prandtl (1875-1953)
Ingenieur und Strömungsmechaniker. Gründungsdirektor der Aerodynamischen Versuchsanstalt in Göttingen (1907), die heute ein Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist. Grundlegende Beiträge zur Umströmung von Tragflächen. Entwickelte den ersten geschlossenen Windkanal (so genannte "Göttinger Bauart").
Lit.: Führer durch die Strömungslehre, 1. Auflage, Braunschweig, 1942, (zugleich 3. Auflage seines Buchs Abriß der Strömungslehre von 1935; liegt auch in neueren Auflagen vor).

James DeLaurier und Forschergruppe (UTIAS)
Ehemals Hochschullehrer an der Universität Toronto (Kanada). Hat zunächst motorgetriebene Flugmaschinen im Modellmaßstab gebaut. Er hat den ersten "frautragenden" motorgetriebenen Schwingenflieger gebaut (1998). Die Pilotin wog ca. 50 kg. Aus Sicherheitsgründen flog der Flieger aber nur direkt über der Landebahn. Die Erprobung dauert noch an (2002).
Lit.: The Development and Testing of a Full-Scale Piloted Ornithopter, Canadian Aeronautics and Space Journal, Vol. 45 No. 2, June 1999, p. 72-82.
Die Forschergruppe um James DeLaurier hat zwei historische und, im Hinblick auf die Flugmaschinen nach Art des Vogelflugs, epochale Meilensteine gesetzt.

  • Am 8. Juli 2006 hat erstmals ein durch Schwingenflug angetriebenes Fluggerät mit Pilot von der Landebahn abgehoben.
  • Am 2. August 2010 hat ein mit Muskelkraft des Piloten angetriebenes Fluggerät eine Strecke von ca. 150 m zurückgelegt, nachdem es zuvor auf Flughöhe geschleppt worden ist (Todd Reichert mit Snowbird).

Jeremy Rayner
hat an der Universität Leeds (England) den Vogelflug untersucht . Er hat festgestellt, dass der instationäre Nachlauf (die Wirbelschleppe) bei Vögeln sehr unterschiedlich sein kann. Seine sehenswerten Animationen zur Modellierung des Nachlaufs beim Schwingenflug sind leider nicht mehr verfügbar.

Werner Nachtigall
Vormals Hochschullehrer an der Universität des Saarlandes, Saarbrücken. Hat bereits 1964 die Kinematik des Flugs der Fliegen untersucht und filmisch dokumentiert. Errichtete erstmals den Studiengang Technische Biologie und Bionik, der an der Universität einige Jahre eingerichtet war.

Wolfram Zarnack (1938-2022)
Ehemals Hochschullehrer an der Universität Göttingen. Hat die Kinematik des Tierflugs an Insekten studiert und ein Verfahren entwickelt, am Flügel einer Heuschrecke erstmals vollständig die Kinematik zu messen. Von 1985 bis 2003 Kooperationspartner von Wolfgang Send in der Arbeitsgruppe Flugbiophysik am Zoologischen Institut. Die Seite von Wolfram Zarnack mit den Informationen zum Tierflug ist bei archive.org erhalten.

Stefan Nitsch (1956-2008)
hat Lilienthals Gleiter nachgebaut und erprobt. Studierte die technischen Möglichkeiten, den Schwingenflug mit einem modernen Drachengleiter zu kombinieren. Sein Tod 2008 hat eine schöne und fruchtbare Zusammenarbeit mit Wolfgang Send beendet. Sein Buch "Vom Sprung zum Flug" über die Geschichte seiner Nachbauten ist antiquarisch noch verfügbar.

Michael Schönherr (1943-2020)
war Lehrer an der Fachhochschule in Bingen. Er hat schon einen manntragenden Schlagflügelapparat gebaut und Tests damit durchgeführt. Ihm stand ein Messwagen zur Verfügung, der alle sechs Komponenten eines Flugapparats oder eines Gleiter misst.

Max Platzer und Kevin Jones
M.P. vormals Hochschullehrer, K.J.  Associate Professor an der Naval Postgraduate School in Monterey, Kalifornien. Zahlreiche experimentelle und theoretische Untersuchungen zum Vortrieb mit Schwingenflug. Bau von kleinen Schwingenfliegern (Micro Air Vehicles).

Matthias Neef
war Doktorand am Institut für Strömungsmechanik der TU Braunschweig. Hat promoviert (März 2002) mit der Berechnung des  Vortriebs aus der gekoppelten Schlag- und Drehbewegung unter Verwendung moderner Strömungslöser (numerische Verfahren zur Berechnung der Umströmung von Tragflächen). Seine gesamte Promotion steht als PDF Dokument zur Verfügung. Der Link führt zunächst auf die Infoseite; die eigentliche Promotion kann von dort abgerufen werden (ca. 85 MByte). Am Fachbereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik der Fachhochschule Düsseldorf hat Matthias Neef 2010 eine Lehrtätigkeit aufgenommen.

Tatjana Hubel
war Doktorandin im Fachbereich Biologie an der TU Darmstadt und hat 2006 promoviert mit der Arbeit "Untersuchungen zur instationären Aerodynamik an einem vogelähnlichen Flügelschlagmodell". In der Arbeit werden u.a. eingehend die Untersuchungen zur Wirbeldynamik darstellt, die mit Hilfe der Particle Image Velocimetry (PIV) gewonnen worden sind. Die gesamte Promotion steht als PDF Dokument zur Verfügung. Der Link führt auf die Infoseite, die den Text in vier Teilen anbietet. Zusammen haben alle vier Teile den Umfang von ca. 17 MByte.

Horst Räbiger
baut Schwingenflieger in der Tradition von Erich v. Holst und Karl Herzog, aber mit modernen Werkstoffen und neu entwickelter Antriebsmechanik. Der Antrieb erfolgt über Elektromotor. Die Modelle sind ferngesteuert. Die Modelle mit Spannweiten um 3 m sind sehr gut dokumentiert. Die Dokumentationen können auf den Internetseiten bestellt werden bzw. liegen als PDF Datei bereit. Umfangreiche und gute Übersicht über die Historie der Schlagflügelkonstruktionen.

Vladimir Toporov
Russische Arbeitsgruppe um V. Toporov mit manntragendem Schwingenflieger. Außerordentlich bemerkenswerte Entwicklungen. Rückblick auf langjährige Arbeiten auch mit Modellen. Der Link existiert leider nicht mehr. Genauere Angaben konnten nicht gefunden werden. 

Michael H. Dickinson
untersucht den Flug der Fruchtfliege drosophila melanogaster an der University of California, Berkeley. Physiologische Arbeiten und Studien zu Bewegungsmustern beim Flug.

Wolfgang Send und Felix Scharstein
haben zusammen einen Rundlauf mit einem künstlichen Vogel gebaut. Man kann damit  alle physikalisch wichtigen Größen beim Vortrieb durch Schwingenflug erstmals im Fesselflug messen. Felix Scharstein ist 2013 aus der Firma ANIPROP GbR ausgeschieden (siehe über uns).